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Die Argentinische Filmgeschichte
Die argentinische Militärdiktatur
Filme als Spiegel der Gesellschaft und deren Wirkung


 

Die Argentinische Filmgeschichte

1885 wird der erste Film der Welt von den Brüdern Lumiere in Paris aufgeführt. Es dauert nicht lang bis die ersten Filme Argentinien erreichen, aber eine richtige Filmindustrie entwickelt sich dort erst nach der Einführung des Tonfilms. Bis zu dem 50er Jahren sieht man argentinische Filme in allen spanisch sprechenden Ländern, doch mit der Schließung der großen Filmstudios und dem allmählichen Einzug des Fernsehens nimmt dieser Erfolg schlagartig ab. Die Entwicklung des Films stagniert und fortan wendet sich das Blatt. Trotzdem Quantität und Reichweite des argentinischen Films schrumpfen behält er doch seine besondere und international geschätzte Qualität.

1885 -1993

Am 18.Juli 1896 findet die erste kinematographische Ausstellung in Argentinien statt. Anscheinend davon inspiriert dreht Eugene Py 1897 mit einer importierten französischen Kamera den ersten Kurzfilm „La bandera argentina“ (Die argentinische Fahne). In den nächsten zwei Jahren entstehen mehrere Kurzfilme, die der Öffentlichkeit schlecht zugänglich gemacht werden können. 1900 werden die ersten Kinosäle errichtet. Leider habe ich keine Angaben zu Besucherzahlen oder Ähnliches gefunden. 1914 wird der Spielfilm „Amalia“ produziert, gefolgt von dem ersten großen Kinoerfolg „Nobleza gaucha“.
In der Stummfilmzeit werden mehr als 200 Filme verschiedenster Genres produziert. Besonders beliebt waren Themen rund um den Tango von Agustín Ferreyra. Eine richtige Filmindustrie etabliert sich bis 1933 dennoch nicht.

 1933 - 1957

Es scheint geschafft, die Filmindustrie Argentiniens erlebt einen Aufschwung. Pro Jahr werden von den ansässigen Filmfirmen jetzt etwa 30 Filme produziert, die nach ganz Lateinamerika exportiert werden. Allen voran sind hier die Melodramen von Libertad Lamarque und die komischen Filme von Sandrini.
Die 40er Jahre sind geprägt durch drei einschlägige Ereignisse. Zum Ersten die Gründung der Kooperative „Artistas Argentinos Asociados“ (Assoziation argentinischer Künstler), in der sich ein Großteil der klugen Köpfe dieser Zeit zusammenschließt. Zum Zweiten die auftretende Krise aufgrund unzureichender Rohfilmressourcen, die durch die Neutralität Argentiniens im zweiten Weltkrieg begründet wird und zum Dritten die immer stärker werdenden Eingriffe des Staates seit 1944. Als Resultat dieser herrschen nun Zensur, schwarze Listen sowie willkürliche Verteilung von Rohfilmmaterialien. Die Ausstattung der 29 existierenden Filmtheater ist unzureichend bis schlecht. Trotz der miserablen Ausgangsbedingungen werden aber weiterhin Filme gedreht. Die Filmemacher der 40er orientieren sich sehr stark an denen Hollywoods, erfinden aber auch ihr eigenes Genre, den Tangofilm.
Mit Beginn der 50er Jahre entwickeln sich in ganz Lateinamerika voneinander unabhängige Filmbewegungen, die versuchen sich mit der Unterentwicklung Südamerikas auseinanderzusetzten, diese zu analysieren und sie zu dokumentieren. Die jungen Filmemacher dieser Bewegungen suchen ihren Weg fern ab den Hollywoodimitationen, die zu jener Zeit die Filmbranche beherrschen. Der sogenannte neue lateinamerikanische Film muss sich mit den verstärkten politischen Kämpfen auseinandersetzten, die im Land herrschen. Fernab von Studios und gebauten Kulissen stellen die Filmemacher ihre Kameras in den Elendsvierteln der großen Städte auf und bemühen sich damit die Realität in ihren Spielfilmen zu verarbeiten.
Fernando Birri veranlasst 1956 an der Universidad Nacional del Litoral von Santa Fé die Eröffnung einer Schule für Dokumentarfilmer. Untersuchungen über Kinder aus einem Armenviertel von Santa Fé werden ebenso gedreht wie Spielfilme. Beispielhaft ist hier der 1961 fertiggestellte Film „Los Inundados“ (Die Überfluteten), der die „Odyssee einer durch eine Überflutung obdachlos gewordenen Familie durch Argentinien zeigt“ (Pade, o.J.). Fernando Birri selbst sagte: „[Es geht] darum, sich über eine Situation, die nicht zum Lachen ist, heiter hinweg zusetzen“ (Bremme, 2000, S.6). Vermutlich ist es dass, was die Regisseure dieser Zeit veranlasst weiter zu machen.
Seit 1957 entscheidet das frisch gegründete nationale Filminstitut namens „Instituto Nacional de Cinematografía (INC)“ über Kredite, eventuell auftretende bürokratische Hindernisse und Ausstrahlungen.

1960 -1973

1963 übernimmt das Militär die Regierung Argentiniens. Für die unabhängigen, sozialkritischen Filmemacher ein schwerwiegendes Problem. Nicht nur Verbote von Filmvorführungen und die Vernichtung von Filmmaterialien aus den Archiven treffen sie sehr, sondern auch die Inhaftierung von Kollegen. Viele, unter ihnen Fernando Birri und Fernando Solanas, werden außerdem gezwungen ins Exil zu gehen (vgl. Pade, o.J.).

Manchem widerfährt in diesen Jahren auch Gutes. Schauspieler, Sänger und Regisseur Leonardo Favio erschafft das brillante, fast autobiographische Drama „Crónica de un niño solo“ (Chronik eines Einzelkindes) und wird dafür von vielen gelobt. Nicht ganz so öffentlich werden Pino Solanas und Octavio Getino für ihr provozierendes und bisher einmaliges Werk „La hora de los hornos“ (Die Stunde der Öfen) geehrt. In kleinen geheimen Kreisen wird dieser Film gezeigt und unter den Vertretern des neuen lateinamerikanischen Kinos als „Herausforderung an das Militärregime verstanden“ (Faber, o.J.)

1974 – 1983

Für eine kurze Zeit regiert wieder die Demokratie in Argentinien, die Wirtschaft wird einigermaßen stabilisiert. Unter diesen Umständen erntet das argentinische Kino hervorragende Kritiken auf filmischer und Erfolg auf wirtschaftlicher Ebene. Diese Blütezeit hält nicht lange an, da ein neues Militärregime an die Macht kommt und erneut Zensuren und staatliche Eingriffe die Filmlandschaft prägen (vgl. Pade, o.J.).

Seit 1983

Mit dem Ende der Militärdiktatur verfallen auch alle Zensuren und Vorschriften, die das Leben und Wirken der Cineasten erschwert haben. Das nationale Filminstitut vermag es mit seinen Produktionen die Demokratisierung des Landes zu einem großen Teil voranzutreiben. Rückblickend setzen sich zahlreiche Filme mit der Diktatur auseinander. Alejandro Agresti produzierte gleich mehrere Werke zu diesem Thema, zum Beispiel „Boda secreta“ (Heimliche Hochzeit) und „El viento se IIevó lo que“ (Das letzte Kino der Welt).
Manuel Antin, Chef des INC, setzt seine Bemühungen in die Entwicklung einer neuen Generation von Kino, Namentlich „Cine Argentino en Libertad y Democracia" (Argentinisches Kino in Freiheit und Demokratie). Zahlreiche Filme entstehen, hauptsächlich von jungen oder aus dem Exil zurückgekehrten Regisseuren, die ihr Publikum auf der ganzen Welt finden.
Anfang der 80er wächst das Interesse der europäischen Fernsehsender an lateinamerikanischen Filmen, „which is the entry of foreign money into Latin American cinema through the mechanism of coproduction“ (Chanan, o.J.) Die Summen sind nicht sehr hoch, dennoch unterstützen sie unabhängige Regisseure in ihrem Bemühen gute Filme zu machen. Nicht ganze ohne Eigennutz: Die Koproduzenten erhoffen sich außergewöhnliche Produkte, unter denen auch ihr Name steht.
1989 befindet sich Argentinien an einem weiteren Tiefpunkt, der auch die neuen Träume und Wege der Cineasten vorerst beendet. Eine Wirtschaftskrise samt Inflation sorgt dafür, dass sich die autonomen Filmemacher „endgültig in Regisseure und Produzenten um[wandeln], die von staatlicher Unterstützung oder von ausländischen Koproduzenten abhängig sind“ (Faber, o.J.). Ein neues Gesetz, das Video- und Fernsehproduktionen verpflichtet den argentinischen Film finanziell zu Unterstützen, bringt 1995 neue Hoffnungen mit sich.
Der argentinische Film hat es nicht leicht gehabt und kämpft auch heute noch mit den widrigen Bedingungen, die dort vorherrschen. Um es mit den Worten des Filmkritikers Paulo Emilio Salles Gomez zu sagen: „underdevelopment is not a stage or a step, but a state, a condition, and while the cinemas of the developed countries never passed through this condition, those of the third world have never left it.”(Chanan, o.J.)
Trotzallem gibt es immer wieder begabte junge kreative Regisseure, wie Alejandro Agresti, die es schaffen auch mit niedrigem Budget einen Film zu drehen, der es auf die Leinwände der Welt und in die Herzen der Zuschauer schafft.

Quellen:

  • Bremme, Bettina (2000): MOVIE – mientos, das lateinamerikanische Film: Streiflichter von unterwegs; 1.Aufl.-Stuttgard: Schmetterling-Verl.
  • Chanan, Michael (o.J.): Notas y Comentarios Latin American Cinema in the 90s. Representational Space in Recent Latin American Cinema. URL: http://www.tau.ac.il/eial/IX_1/chanan.html [Stand: 21.02.2007].
  • Faber, Mario E. und Raizboim, Irene N. (o.J.): Argentine Cinema. URL: http://www.surdelsur.com/cine/cinein/indexingles.html [Stand: 28.02.2007].
  • Pade, Volker (o.J.): Das Neue Lateinamerikanische Kino auf der Suche nach der eigenen kulturellen Identität. URL: http://www.volker-pade.de/Lateinamerika/Cine%20Latino.htm [Stand: 20.02.2007].

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Die argentinische Militärdiktatur

Eine Strecke des Films „Das letzte Kino der Welt“ von Alejandro Agresti spielt zum Teil während der argentinischen Militärdiktatur zwischen 1976 und 1983. General Jorge Videla löste am 24. März des Jahres 1976 die durch demokratische Wahlen an die Macht gekommene Regierung von Isabel Perón ab. Diese vertrat ihren Mann in dessen Amt, der zwei Jahre zuvor gestorben war. Das Militär hinter sich stehend, stürzte Videla die Regierung durch einen Putsch (vgl. 1). Dies wurde primär durch die vorherrschende Wirtschaftskrise und den ideologisch motivierten Terrorismus ausgelöst. Das nun neue Regime fuhr einen harten politischen Kurs und begann mit den Bemühungen, konservative Ideale in die Köpfe der Menschen zu bringen und zudem den linken Guerillaorganisationen den gar aus zu machen (vgl. 2). General Videla und sein Militär nannten diese Säuberungsaktion „Prozess [der Nationalen Reorganisation]“ (vgl. 3).
Eine Demokratisierung kam für die Militärs erst nach einem erfolgreichen Abschluss dieses „Prozesses“ in Betracht. Argentinische Menschenrechtsorganisationen schätzen, dass dem Regime innerhalb von lediglich sieben Jahren geschätzte 30.000 Menschen zum Opfer fielen. Folterung und waren an der Tagesordnung und die Wahrscheinlichkeit anschließend ermordet zu werden war sehr hoch. Sowohl zivilgekleidete als auch uniformierte Sicherheitskräfte entführten schier willkürlich Menschen auch auf offenen Strassen und ließen diese spurlos verschwinden. Sie wurden in geheime Gefangenenlager verschleppt und vor Ort gefoltert. Diese hohe Anzahl an verschwundenen Menschen und die Tatsache, dass man von Folterungen und willkürlichen Morden wusste, sorgte auf der ganzen Welt für Aufsehen (vgl. 4). Besonders hart gingen die Streitkräfte dabei gegen Terroristen aus dem linken Lager vor, in Form von massiven Verstößen gegen die allgemeinen Menschenrechte. Der Stachel der Militärdiktatur sitzt bei den Argentiniern nach wie sehr tief. Von einem endgültigen Vergessen kann, solange Verbrecher und Mörder sich noch lebend unter dem argentinischen Volk befinden nicht die Rede sein. Diese dunkle Zeit der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 wird Argentinien nach Jahrzehnte beschäftigen (vgl. 5).

Auch in dem Film „Das letzte Kino der Welt“ findet man immer wieder Anspielungen und latente Kritik an den vorherrschenden Bedingungen seinerzeit. Am wohl eindeutigsten wird die Härte und Durchsetzungskraft der Politik von Videla am Beispiel des Dorfgenies Tardini klar. Dieser versucht immer wieder seine Erkenntnisse, die sicherlich überspitzt dargestellte werden, aber ein Beispiel für die Kreativität des abgeschnittenen Volkes symbolisieren, in Buenos Aires unter die Leute zu bringen. Besonders wird seine Idee des „Alle sind gleich!“ (Kommunismus) thematisiert. Bereits beim Verlassen des Dorfes wird ihm Kritik des Staates entgegengebracht, in dem der lokale Polizist seine Überlegung mit der Aussage:“ Das gefällt mir gar nicht!“ kommentiert. Als Tardini kurz nach dem Militärputsch in Buenos Aires eintrifft, wird er von den neuen Gesetzeshütern zunächst festgenommen und schlussendlich gefoltert. Hier zeichnet der Regisseur des Films sehr deutlich die gesellschaftlichen und politischen Umstände auf. Als ein gebrochener Antonio nach einem halben Jahr ins Dorf zurückfindet, dämmert es dem Zuschauer, warum dieser Film tatsächlich keine Komödie ist, sondern ein ernstes Drama über die Schrecken der Militärdiktatur in den 70er und 80er Jahren und der Unmöglichkeit, sich in Träume zu flüchten. In einer sehr emotionalen Szene schildert der naive Antonio der perplexen Soledad die ihm widerfahrene Folterung detailliert und schonungslos, während die Kamera ganz langsam auf sein Gesicht zoomt.

In dieser Szene wird die Härte und Brutalität des Regimes gegen Oppositionelle oder Andersdenkende sehr deutlich. Allerdings lässt sich bereits bei Tardinis ersten beiden Versuchen die Relativitätstheorie und die Psychoanalyse zu publizieren eine politische Haltung  erkennen, die nicht allzu viel Spielraum für neue Ideen und Theorien verspricht. Bereits beim Verlassen der Stadt impliziert die Art und Weise der filmischen Umsetzung des Regisseurs dem Betrachter eine mühsame und einsame Reise des Dorfgenies Tardini. Durch das Zeigen der Berge und den endlosen Himmel im Hintergrund erkennt man, dass Tardini nicht nur eine weite, sondern auch einsame und anstrengende Reise vor sich hat. Man bekommt das Gefühl, dass Tardini sich bereits einem Schicksal fügt, welches für ihn kein gutes Ende birgt. Besonders die sich dreimal wiederholende Szene während der Verabschiedung vom Dorf erlebt eine Steigerung. So wird er anfangs von zahlreichen Menschen enthusiastisch entlassen, jedoch nach dem ersten Scheitern weniger euphorisch verabschiedet. Diese Art des schwächer werdenden Interesses steigert allerdings die Maßnahmen des Regimes antiproportional, bis zur Festnahme mit Folterung.


http://switzerland.indymedia.org/demix/2006/09/43115.shtml


http://www.menschenrechte.org/Menschenrechte/Koalition/ausstellung5.htm


http://www.indymedia.ch/fr/2002/07/597.shtml

Quellen:

  • Cuya, Esteban und Hauck, Kuno (o.J.): Militärputsch in Argentinien. URL: http://www.menschenrechte.org/Menschenrechte/Koalition/ausstellung5.htm [Stand: 26.03.2007].
  • Wikipedia (o.J.): Geschichte Argentiniens. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Argentiniens [Stand: 25.03. 2007].
  • Ohne Autor (März 2002): El Argentinazo Aufstand in Argentinien. Geschichte der Klassenkämpfe – Sonderfall Argentinien? Die aktuelle Situation. URL: http://www.wildcat-www.de/zirkular/63/z63beila.pdf.
  • Cuya, Esteban und Hauck, Kuno (o.J.): Militärputsch in Argentinien. URL: http://www.menschenrechte.org/Menschenrechte/Koalition/ausstellung5.htm [Stand: 26.03.2007].
  • Salazar, Katya Argentinische (o.J.): Grausamkeiten - Gibt es Gerechtigkeit für die in Argentinien verschwundenen Deutschen? URL: http://www.matices.de/19/19sversc.htm [Stand: 25.03.2007].

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Filme als Spiegel der Gesellschaft und deren Wirkung

Um möglichst viele Zuschauer in die Kinos zu locken wird in Filmen versucht die Träume, Ängste Fantasien und sozialen Probleme der Zuschauer zu thematisieren (vgl. Mai/Winter 2006, S.8). Dies lässt (Mai/Winter 2006, S.8) schlussfolgern, dass Filme somit einen Spiegel der sozialen,  kulturellen Lebensweisen und der Konflikte und Ideologien der Menschen darstellen, was die Filmanalyse für die Gesellschaftsanalyse sehr wichtig macht. Gestützt werden kann diese Annahme dadurch, dass genau dieses Phänomen in vielen Filmen und Fernsehserien in Verlauf der Geschichte zu erkennen ist.

In dem Film „Die Insel“ von 2005 das Klonen von Menschen thematisiert. Diese Klone sollen den Menschen als organische Ersatzteillager dienen. Das Thema des Klonens wird in der aktuellen Gesellschaft diskutiert und somit trifft der Film den Nerv der Zuschauer. In sehr vielen Daily Soaps  werden soziale und kulturelle Lebensweisen und Konflikte im Leben von Teenagern bis hin zu Erwachsenen thematisiert, wodurch sich eine große Anzahl von Menschen angesprochen fühlt und somit diese Serien als einen festen Bestandteil in ihren Tagesablauf integrieren. In Daily Soaps wird auch darauf geachtet, dass viele spezielle Individuen vertreten sind. So gibt es Charaktere, die gerade im Abiturstress stehen oder in jungen Jahren schwanger geworden sind. Mit diesen Themen, in denen sich die Zuschauer wiederfinden stellt eine Serie starke Verbindungen zwischen den Charakteren der Serie und den Zuschauern her.

In Filmen und Serien werden somit „(…) Mythen zur Lebensbewältigung (…) [bereitgestellt]“ (Mai/Winter 2006, S.9). Das bedeutet, dass Menschen bei ihren Handlungen auf Vorstellungen zurückgreifen, welche sie auch aus Filmen entnehmen. Filme stellen „(…) ein Bündel von Bedeutungen und Werten, die, da sie als Praktiken erfahren werden, sich gegenseitig zu bestätigen scheinen. Und dies konstituiert für die meisten Menschen der Gesellschaft einen Sinn von Realität, von absoluter, da erfahrener Realität, über den sie in ihrem normalen Lebensbereich nur schwer hinausgelangen können“ (vgl. Mai/Winter 2006, S.9). In Hinblick auf die Vielfältigkeit der Meinungen und Ansichten innerhalb einer Gesellschaft kommt Kellner zu dem Schluss, „(...) dass populäre Filme eine gewisse Hegemonie in einer Gesellschaft ausüben können, indem sie existierende, zentrale und wirksame Sinnmuster, Werte und Ideologien bestärken, gegenläufige dagegen ausschließen oder an den Rand drängen (vgl. Mai/Winter 2006, S.9)".

Der Film „Das letzte Kino der Welt“ greift die hier dargestellten Annahmen auf. Das Kino wird als ein sozialer Raum dargestellt, in welchem die Menschen gemeinsam die zerstückelten Filme ansehen. Diese Filme liefern den Rezipienten eine soziale, gesellschaftliche, kulturelle Folie, aus der sie ihre eigene Kultur entwickeln. Die Jugendlichen übernehmen die in den Filmen dargestellten Handlungs- und Sprechmuster, die Erwachsenen hingegen erleiden keine Sprachstörung durch das Sehen der Filme.

Hierdurch greift  der Film Das letzte Kino der Welt die Angst der Gesellschaft auf, dass Filme die Jugend negativ beeinflussen. Diese Angst wird auch von verschiedenen Medienforschern wie z.B. Glogauer (vgl. Glogauer 1998, passim)vertreten. Gerade Effekt-, Gewalt- und Horrorfilme werden negative Wirkungen zugesprochen. Die Filme des Action-Kinos werden in dem letzten Kino der Welt als die zerstückelten Filme, die im Kino des Ortes gezeigt werden und eine Sprach- und Verhaltensstörung bei den jungen Rezipienten hervorrufen. Als eine gute und wahre Form des Kinos wird in dem Film das Erzählkino angesehen, welches reale Geschichten ohne den starken Einsatz von Effekten und dergleichen erzählt.

Das in dem das letzte Kino der Welt nur die jungen Menschen eine Sprach- und Verhaltensstörung erleiden erinnert an das Stimulus-Organismus-Response-Modell. Dieses Modell ist eine Erweiterung des Stimulus-Response-Modells, welches davon ausgeht, dass Medieninhalte direkt und bei allen Menschen auf gleiche Weise wirken. Das Stimulus-Organismus-Modell geht ebenfalls grundsätzlich davon aus, dass Medien eine starke Wirkung auf Menschen haben, allerdings berücksichtigt es Unterschiede zwischen den Menschen. Laut diesem Modell werden gerade junge und jüngere Menschen sehr stark von Medien beeinflusst. Die Ursache hierfür liegt daran, dass diese jungen und jüngeren Menschen oft noch keine Prädispositionen zu den dargestellten Themen aufgebaut haben und somit die rezipierten Positionen als ihre eigenen annehmen (vgl. Bonfadelli 1999, S.30).

Quellen:

  • Bonfadelli, Heinz (1999): Medienwirkungsforschung. Bd. 01, Grundlagen und theoretische Perspektiven. Konstanz: UVK-Medien, 2. Auflage.
  • Mai, Manfred/Winter, Rainer (Hrsg.) (2006): Das Kino der Gesellschaft - die Gesellschaft des Kinos. Interdisziplinäre Positionen, Analysen und Zugänge. Köln: Halem.
  • Glogauer, Werner (1998): Die neuen Medien verändern die Kindheit. Nutzung und Auswirkungen des Fernsehens, der Videofilme, Computer- und Videospiele, der Werbung und Musikclips. Weinheim: Deutscher Studien Verlag, 4., aktualisierte und erweiterte Auflage.

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