Narration
Narrationsstruktur Narrationsschemata
Die Narrationsstruktur
Der Film "Das letzte Kino der Welt" ist nach dem Chronologiemuster strukturiert. Alle Szenen werden in ihrer chronologischen Reihenfolge gezeigt.
Einzig die erste Szene, die ein Interview im Stil der von den Einwohnern entwickelten Wochenschau zeigt, fällt aus diesem Muster heraus.
In diesem Interview berichtet ein Einwohner über ein parapsychologisches Erlebnis, welches an einen Traum erinnert. Die Weise, in der das Erlebnis geschildert wird und der verwirrende, nicht zusammen hängende Inhalt erinnern an die Schreibtechnik des "automatischen Schreibens".
Aus diesem Grund ist es möglich, dass diese einleitende Szene auf den Film "Ein andalusischer Hund" bezogen ist, welcher auf zwei Träumen und einem mit Hilfe der Technik des "automatischen Schreibens" entwickelten Drehbuchs basiert.
Da "Ein andalusischer Hund" sich durch die Aneinanderreihung von surrealistischen Bildern und Szenen auszeichnet, welche nicht oder nur sehr schwierig auf rationale, logische oder psychologische Weise erklärt werden können, ist es möglich, dass die einleitende Szene die ebenfalls nicht logische und nicht rationale Rio Pico-Krankheit einleitet.
Ein weiteres Merkmal der Narration ist, dass die Geschichte im Nachhinein von der Protagonistin erzählt wird.
Eben diese reichert den Film an einigen Stellen des Films mit zusätzlichen Informationen an, welche sie als Sprecherin aus dem Off hinzufügt.
Grafik zur Narration
Die Narrationsschemata
In dem Film „Das letzte Kino der Welt“ finden sich verschiedene inhaltlich-narrative Strukturmuster.
1. Geschichte einer Veränderung
2. Geschichte des Scheiterns
3. Die klassische Liebesgeschichte
1. Geschichte einer Veränderung
Zum einen handelt sich um die Geschichte einer Veränderung. Speziell geht es hier um die Veränderung eines Dorfes durch äußere Einflüsse. Als Soledad nach Rio Pico kommt wird das Bestreben der Dorfältesten ein Projekt zur Rettung der Jugend durchzuführen stark vorangetrieben. Mit dem Besuch Wexleys entsteht der Wunsch, das bestehende Unterhaltungsprogramm zu beeinflussen, in dem sie den „wahren Charakter des Kinos“ suchen und zur Schau stellen. Schließlich, mit dem Einzug des Unterhaltungsmediums Fernsehen, verändert sich der Status Quo des Dorfes endgültig. Das kollektive Kinovergnügen wird durch alleinkonsumierbares Fernsehen ersetzt.
2. Geschichte des Scheiterns
Gleichzeitig spielt sich auch eine Geschichte des Scheiterns ab.
Trotz aller Bemühungen den „wahren Charakter des Kinos“ zu finden und einen Dokumentarfilm zu drehen, der sich zusammenhängend mit einem Thema aus der Lebenswelt der Dorfbewohner auseinandersetzt, ist das Projekt zum Scheitern verurteilt. Mit dem Einzug des Fernsehens schwindet auch das Interesse der Menschen am Kino, sodass die Filmcrew am Ende allein in der Vorstellung sitzt.
3. Die klassische Liebesgeschichte
Das dritte Thema, welches dem Film zu Grunde liegt sind die Liebesbeziehungen zwischen Soledad und Pedro, sowie zwischen Maria und Wexley. Pedros gravierende Kommunikationsschwierigkeiten erschweren es Soledad sich für ihn und das Leben in Rio Pico zu entscheiden. Da es sich hier um eine klassische Liebesgeschichte handelt, finden die beiden doch zueinander.
Das Maria und Wexley ein Paar werden ist ab der ersten Begegnung zu erwarten. Die Hotelbesitzerin ist seit vielen Jahren alleinstehend und sehnt sich nach Zuneigung. Genau zum richtigen Zeitpunkt tritt der deprimierte Wexley in ihr Leben. Die französische Sprache als Gemeinsamkeit entwickelt sich ohne große Probleme eine Romanze.
Diese tiefen, zwischenmenschlichen Beziehungen sind für den Film in sofern wichtig, dass sie die Charaktere menschlicher erscheinen lassen und somit für den Zuschauer greifbarer werden.
